Die klassischen humanen Pocken, auch als Variola bekannt, verursachten in der langen Historie von Viruserkrankungen viel Leid. Zwischenzeitlich verursachten sie sogar mehr als zehn Prozent der weltweiten Todesfälle. Bayern war als Folge dessen das erste Land, das im Jahr 1807 eine allgemeine Impfpflicht gegen diese Erreger eingeführt hat.
Definition
In letzter Zeit, insbesondere nach dem Abflauen der Corona-Neuinfektionen, wurden bestätigte Fälle der Affenpocken quer über die Welt verteilt, gemeldet. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine ursprüngliche Viruserkrankung, die erstmals im Jahr 1958 bei Versuchen mit Laboraffen nachgewiesen wurden. Sie sind mit den mittlerweile als ausgerottet geltenden echten Pocken verwandt. Ähnlich wie bei Corona wurde auch diese Erkrankung im Laufe der Evolution von Tieren auf den Menschen übertragen, weshalb es sich per Definition um eine zoonotische Infektionskrankheit handelt. Affenpocken kommen auf natürliche Weise besonders in west- und zentralafrikanischen Gebieten vor.
Wie erfolgt die Übertragung?
Die Übertragung von Affenpocken erfolgt über den Kontakt mit infizierten Tieren, beispielsweise kann das Virus durch einen Biss oder durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen werden. Auch das Hantieren mit infiziertem Fleisch kann das Virus übertragen. Vorwiegend Nagetiere gelten als Hauptüberträger auf den Menschen. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind nach aktuellem Stand eher selten, durch besonders engen Kontakt aber durchaus möglich. Ein einfacher Weg der Übertragung ist die sogenannte Tröpfcheninfektion. Beim Sprechen und Atmen werden feine Partikel ausgestoßen, die eine Übertragung möglich machen. Eine Übertragung durch sexuellen Kontakt wird zwar vermutet, jedoch gibt es hierzu noch eine zu geringe Datenlage, um dies abschließend zu bestätigen.
Es gibt Indizien dafür, dass das Affenpockenvirus beginnt, sich zunehmend an den Menschen anzupassen. Bei einigen sequenzierten Viren stellte sich heraus, dass diesen Erregern spezielle Genabschnitte in Bereichen fehlten, die für die effektive Bindung an Zellen verantwortlich zu sein scheinen. Hier vermutet man, dass diese Veränderung mit einer einfacheren Übertragung von Mensch zu Mensch in Zusammenhang steht.
Pockenviren produzieren zwei infektiöse Partikel: reife Virionen und extrazelluläre Virionen. Bei der Übertragung des Virus werden beide infektiösen Partikel durch Bindung an Glykosaminglykane und nachfolgender Endocytose in die Zelle aufgenommen. Im Inneren der Wirtszelle wird darauffolgend die genomische Virus DNA und alle weiteren Bestandteile für neue, intakte Viruspartikel gebildet. Nach Kontakt zu Personen, die mit Affenpocken infiziert sind, sollte das zuständige Gesundheitsamt kontaktiert werden.
Welche Symptome werden durch eine Infektion mit Affenpocken hervorgerufen?
In der Regel verläuft eine Infektion mit Affenpocken beim Menschen eher als milde Erkrankung ab, die in den meisten Fällen von selbst wieder abheilt. Grob geschätzt liegt die Inkubationszeit in einem Zeitraum von 7 bis 21 Tagen, zumeist erfolgt das Auftreten der ersten Symptome 10 bis 14 Tage nach der Infektion mit dem Virus.
Eine Infektion mit Affenpocken ruft zumeist die weiter unten aufgelisteten Symptome hervor, wovon einige, jedoch nicht alle im Zuge der Symptomatik auftreten müssen. Die für diese Krankheit typischen Pusteln treten jedoch bei jeder Infektion auf. Das Auftreten der ersten Symptome ähnelt jenen eines grippalen Infekts und erst das Auftreten der für diese Viruserkrankung typischen Pusteln gibt einen klaren Hinweis, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Infektion mit Affenpocken handelt.
Folgende, bis auf die typischen Pusteln, zum Teil untypischen Symptome können nach einer Infektion mit dem Virus auftreten:
- Fieber
- Geschwollene Lymphknoten
- Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen
- Generelle Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Schüttelfrost
- Schluckstörungen
- Ausschlag (Pusteln), welcher nicht gleich zu Beginn der Symptome auftritt, sondern meist einige Tage nach dem ersten Auftreten
- Ausbreitung der Pusteln über den Körper samt Juckreiz, meist beginnend im Gesichts- oder Genitalbereich
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für eine Infektion mit Affenpocken?
Europaweit gibt es derzeit keinen Impfstoff, der speziell gegen Affenpocken wirkt. Laut Informationen des Robert Koch-Institutes bietet jedoch auch eine Impfung gegen die echten Pocken einen ausreichenden Schutz.
Die erfreuliche Nachricht ist, dass es in den meisten Fällen keine spezielle Behandlung gegen diese Erkrankung benötigt, da sie in der Regel von alleine ausheilt. Bei Bedarf können fiebersenkende Mittel und Schmerzmittel eingenommen werden.
Wie bei fast allen Krankheiten können auch bei einer Infektion mit dem Affenpockenvirus vereinzelt schwere Verläufe entstehen. Für solche Fälle kann ein Medikament namens Tecovirimat, ein in der EU seit 2022 zugelassener Wirkstoff, eingesetzt werden.
Bei Infizierten, die im eigenen Haushalt leben, kann ein Mund-Nasen-Schutz das Einatmen von infektiösen Partikeln, ähnlich wie bei Corona, verhindern.
Welchen Verlauf nimmt eine Infektion mit dem Affenpockenvirus?
Im Regelfall treten die ersten, zumeist grippeähnlichen Symptome, etwa 10 bis 14 Tagen Inkubationszeit auf. Etwa 2 bis 5 Tage nach Auftreten der ersten Symptomatik entwickelt sich der typische Ausschlag mit Pusteln und durchläuft dabei mehrere Stadien. Zu Beginn bilden sich, zumeist im Gesicht oder im Genitalbereich, Flecken ohne Erhebung. Diese beginnen sich in Folge zu erhöhen. Einige Tage später füllen sich die Bläschen mit einer klaren Flüssigkeit, erhöhen sich weiter und sind mit einer gelblichen Flüssigkeit gefüllt. Schließlich kommt es zur Verkrustung und Bildung eines Schorfes. Nach etwa 7 Tagen fällt dieser Schorf ab. Danach ist keine Übertragung des Virus mehr möglich. Zumeist vergehen von den ersten Anzeichen des Ausschlags bis zum Abfallen des Schorfes rund 3 Wochen. Danach ist die Erkrankung überstanden.
Weiterführende Links und Quellen
- Affenpocken – Robert Koch-Institut