Zum Inhalt springen
Startseite » Impfstoffe aus dem Baukasten – Plattformen machen schnellere Entwicklung möglich

Impfstoffe aus dem Baukasten – Plattformen machen schnellere Entwicklung möglich

Impfstoffe aus dem Baukasten - Plattformen machen schnellere Entwicklung möglich

Immer dann, wenn neue Virenarten zum Gesprächsthema der Stadt werden, suchen die Menschen nach Wegen, neue Gefahren schnell in den Griff zu bekommen. Natürlich gibt es die klassischen Methoden der Krankheitsbekämpfung, die kurzfristig wirken, weil sie auf Desinfektion, Hygiene und Isolierung basieren. Sie sind jedoch mit hohem Aufwand, starken Einschränkungen der individuellen Bewegungsfreiheit und Risiken für die betroffenen Volkswirtschaften verbunden und können daher nur in Ausnahmesituationen einer Gesellschaft als akute Maßnahme umgesetzt werden.

Die aktuelle Corona-Pandemie zeigt uns dies auf beeindruckende Weise. Je länger die Beschränkungen andauern, desto mehr Anstrengungen müssen unternommen werden, um ihre Akzeptanz in der Bevölkerung sicherzustellen. Daher ruht die Hoffnung der Menschen in Zeiten einer Pandemie auf Impfstoffen. Nur sie bieten einen ausreichenden Schutz vor langfristigen Virusinfektionen. Impfstoffe haben jedoch den Nachteil, dass sie für neue Viren zu Beginn ihrer epidemischen oder pandemischen Ausbreitung noch nicht zur Verfügung stehen. Sie müssen erst in einem langen Prozess entwickelt werden. Innovative Impfstoffplattformen können diesen Nachteil relativieren, denn sie können die Entwicklung von Vektorimpfstoffen erheblich beschleunigen.

Impfstoffe schneller entwickeln und herstellen

Der Begriff Plattformtechnologie wird nicht unbedingt mit Virologie und Pandemien in Verbindung gebracht. Sie ist häufig im Zusammenhang mit Herstellungsprozessen in der Automobilindustrie anzutreffen. Es zeigt, dass auf Basis einer einheitlichen Plattform mehrere unterschiedliche Automodelle schnell und kostengünstig produziert werden können. Ähnlich sollen in den letzten Jahren von Wissenschaftlern unter dem Einfluss von EBOLA, ZIKA, SARS und MERS entwickelte Impfstoffplattformen funktionieren, mit denen Impfstoffe gegen neue Viren schneller entwickelt werden können als mit herkömmlichen Methoden.

Bedrohungen durch gefährliche neue Viren könnte früher als je zuvor begegnet werden, wie die rasante Entwicklung einiger Vektorimpfstoffe gegen SARS-CoV-2 gezeigt hat. Solche Plattformen basieren auf für den Menschen ungefährlichen Trägerviren (Vektoren), für die dann mit gentechnischen Methoden Teilbereiche des infektiösen Virus gezüchtet werden. Im Fall von SARS-CoV-2 sind dies Teile des Spike-Proteins, mit dem sich das Virus an menschliche Zielzellen anheftet. Diese nach dem Baukastenprinzip zusammengestellten Vektorviren sind nicht infektiös, werden aber dennoch vom Immunsystem als fremd erkannt. Die neue Methodik, die ebenfalls von deutschen Virologen entwickelt wurde, kann die Zeit bis zum Einsatz eines neuen Impfstoffs drastisch verkürzen, da die wesentlichen Teile des zu entwickelnden Impfstoffs vorproduziert werden können. Impfplattformen wurden bereits erfolgreich gegen ZIKA, SARS und MERS getestet. Die beiden zuletzt genannten Viren sind nahe Verwandte des aktuellen Coronavirus SARS-CoV-2. Ihnen ist es zu verdanken, dass weniger als ein Jahr nach dem ersten Auftreten von SARS-CoV-2 Vektorimpfstoffe gegen das neue Virus verfügbar sind. Möglicherweise könnten mit dieser innovativen Methode auch schnell adaptierte Impfstoffe zum Schutz vor mutierten Coronaviren bereitgestellt werden. Nur wenn das ursprüngliche Virus inklusive aller gefährlichen Mutanten durch Impfstoffe eingefangen wird, kann man auf weltweiten Schutz vor Covid-19 hoffen.

Weitere Informationen und Quellen